2.0 Beispiel Dimensionierung
und Druckverlustberechnung
einer Absaugleitung.

(Bei Belüftungsleitungen ist analog zu verfahren)

Normalfall 20° C, Luftdruck 1013 mbar (Meereshöhe).

 

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2.1 Ermittlung der abzusaugenden Luftmenge (Volumenstrom)
Hinweise zur Bestimmung der Luftmengen siehe 9.0

Absaugstelle A      5000 m3/h (aus Herstellerangaben)
Absaugstelle B 2000 m3/h (aus Herstellerangaben)
Volumenstrom gesamt  (Vge) 7000 m3/h


Mit Vge ist der 1. Parameter für die Bestimmung des Lüfters ermittelt.
Der Luftvolumenstrom von 7000 m3/h muss
vom Ventilator gefördert und vom Filter gereinigt werden können.
Bei Filtergeräten, die mit Druckluft abreinigen, ist die zusätzliche Luftmenge bei der Reinigung vernachlässigbar, nicht jedoch bei Systemen mit Rückspülung.

 

 

2.2  Dimensionierung der Rohrdurchmesser

Unter Berücksichtigung der Mindestluftgeschwindigkeiten nach 3.1 können die erforderlichen Rohrdurchmesser der Tabelle 4 entnommen werden, alternativ auch aus Tabelle 5 wenn mit einem Volumenstrom in m3/min statt in m3/h gerechnet wird.

Für den Beispielsfall wurde eine Mindestluftgeschwindigkeit von 20 m/s angenommen.

Rohrsystem aufteilen in Teilstrecken (TS), die gleiche Luftmengen (Volumenströme)
und gleiche Durchmesser aufweisen:

TS 1:  Volumenstrom (V) = 5000 m3/h;  Durchm. 300mm  Luftgeschwindigkeit (w) cirka 20,0 m/s
TS 2:  Volumenstrom (V) = 7000 m3/h;  Durchm. 350mm  Luftgeschwindigkeit (w) cirka 20,5 m/s
TS 3:  Volumenstrom (V) = 3000 m3/h;  Durchm. 175mm  Luftgeschwindigkeit (w) cirka 23,5 m/s
TS 4:  Volumenstrom (V) = 7000 m3/h;  Durchm. 400mm  Luftgeschwindigkeit (w) cirka 15,5 m/s*
TS 5:  Volumenstrom (V) = 7000 m3/h;  Durchm. 450mm  Luftgeschwindigkeit (w) cirka 12,5 m/s**

* Geringere Geschwindigkeit möglich, da kein Produkt mehr im Luftstrom, das ausfallen könnte.
** Um Ausblasgeräusche geringer zu halten, kleinere Geschwindigkeit gewählt.

 

 

2.3  Ermittlung der Druckdifferenz pro Teilstrecke

Bei geraden Rohren Druckverlust je Meter (R) aus Tabelle 6 entnehmen.

Um den Druckverlust für Einzelwiderstände zu bestimmen, muss der Zeta- Wert ( z ) nach 8.0 mit dem dynamischen Druck multipliziert werden. (Dp = z * pdy). Für den Normalfall wäre Dp = z * 0,6 * w2.
Zu beachten ist dass in den Tabellen bei Konus- und Abzweigstücken die Zetawerte auf die auf die unterschiedlichen Querschnitte (Luftgeschwindigkeiten) bezogen sind. Siehe auch 8.4.

 

Druckdifferenz (D p) in TS 1:
V = 5000 m3/h; 
Æ 300;   w = 20 m/s;   pdy = 240 Pa

20 m Rohr R= 14,2 Pa/m 20m * 14,2 Pa/m = 284 Pa
1 Ansaugstutzen z = 0,2 1 * 0,2 * 240 Pa = 48 Pa
1 Drosselklappe z = 0,2 1 * 0,2 * 240 Pa = 48 Pa
1 Bogen 90° z = 0,28 1 * 0,28 * 240 Pa = 67 Pa
1 kon. Gabelstück 30° z = 0,1 1 * 0,1 * 240 Pa = 24 Pa

Dp in TS 1 =

471 Pa

Druckdifferenz (D p) in TS 2:
V = 7000 m3/h; Æ 350;   w = 20,5 m/s;     pdy= 252 Pa

5 m Rohr = 5m * 12,3 Pa/m = 62 Pa Druckverlust (Dp) für TS 2

 

Die weiteren Druckverlustberechnungen der Teilstrecken in Tabellenform:

Bezeichnung                          

Stck

z

Stck*z

Teilstr. Nr.
                             3

Ansaugstutzen

1

0.50 0,50

Drosselklappe

1

0,20 0,20 V in m3/h
                                2000

Bogen 90°

1

0,29 0,29

Bogen 60°

1

0,20 0,20 Æ in mm
                                 175
       
        w in m/s
                                        23,5
       

Abzweigstück

1

0,20 0,20 Pdy in Pa
(Normalfall 0,6
*w2)             331
Ausblasstutzen      

Einzelwiderstände:   Summe   Stck*z =

1,39

Þ * pdy =

460 Pa   Dp Einzelw.
Rohr  (10m lang)

l = 10 m

R = 37 Pa/m

l * R =

370 Pa   Dp Rohr
(Filter usw.)     0 Pa   Dp Geräte

Druckdifferenz der Teilstrecke =

      830 Pa   Dp Summe

 

Bezeichnung                          

Stck

    z    

Stck*z

Teilstr. Nr.
                             4

Ansaugstutzen

 

   

Drosselklappe

 

    V in m3/h
                                7000

Bogen 90°

 

   

Bogen 60°

 

    Æ in mm
                                 400
Konus (Æ geschätzt da Ventilator- 1 0,56 0,56
größe noch nicht bekannt)       w in m/s
                                        15,5
       

Abzweigstück

 

    Pdy in Pa
(Normalfall 0,6
*w2)             144
Ausblasstutzen      

Einzelwiderstände:   Summe   Stck*z =

0,56

Þ * pdy =

81 Pa   Dp Einzelw.
Rohr  (6m lang)

l = 6m

R = 6 Pa/m

l * R =

36 Pa   Dp Rohr
Filter  laut Herstellerangaben   1200 Pa   Dp Geräte

Druckdifferenz der Teilstrecke =

1317 Pa   Dp Summe

 

Bezeichnung                          

Stck

z

Stck*z

Teilstr. Nr.
                             5

Ansaugstutzen

 

   

Drosselklappe

 

    V in m3/h
                                7000

Bogen 90°

 

   

Bogen 60°

 

    Æ in mm
                                 450
Konus (Æ geschätzt)                   1 1,00 1,00
        w in m/s
                                        12,5
       

Abzweigstück

 

    Pdy in Pa
(Normalfall 0,6
*w2)             94
Ausblasstutzen -Regenhaube 1 1,00 1,00

Einzelwiderstände:   Summe   Stck*z =

2,00

Þ * pdy =

188 Pa   Dp Einzelw.
Rohr  (4m lang)

l = 4m

R = 3,5 Pa/m

l * R =

14 Pa   Dp Rohr
Schalldämpfer  -laut Herstellerangaben         18 Pa   Dp Geräte

Druckdifferenz der Teilstrecke =

220 Pa   Dp Summe

 

 

2.4  Ermittlung der Gesamtdruckdifferenz der Anlage (D pgeA)

Bei verzweigten Rohrleitungen ist derjenige Weg zu ermitteln, der den größten Druckverlust verursacht (Hauptstrang).
In allen anderen Wegen (Nebenstränge), sind die dann vorhandenen Differenzdrücke zu hoch. Sie müssen gedrosselt werden (Schieber, Kappen, Verengungen usw.), damit hier nicht zuviel Luft abgesaugt wird.
Eventuell können Nebenstrecken auch im Durchmesser verkleinert werden, damit sie einen höheren Druckverlust aufweisen.

Bei der Ermittlung der Druckdifferenzen pro Teilstrecke nach 2.3 brauchen erkennbare Nebenstrecken nicht berechnet werden, da sie für den Gesamtdruckverlust der Anlage nicht relevant sind.

Zur Gesamtdruckdifferenz der Anlage gehören nicht nur die Ansaugleitungen, sondern auch die Ausblasleitung auch wenn sie nur aus dem Ventilatorstutzen besteht, da pdy hier immer verloren geht.

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Die Teilstrecke 1 ist Nebenstrang und für die Druckdifferenz des Ventilators unerheblich, da für die Teilstrecke 3 ein höherer Differenzdruck erforderlich ist, der auch in TS 1 wirkt und dort eine Drosselung erforderlich macht.
Da der Gesamtdruckverlust der Haupt- und Nebenstränge gleich hoch sein muss, wenn sich der gewünschte Förderstrom einstellen soll, ist eine Drosselung von 830 - 471 = 359 Pa in TS 1 erforderlich.


Der Hauptstrang besteht aus TS 3;  TS 2;  TS 4  und TS 5.
Druckdifferenz der gesamten Anlage (
D pgeA) = Hauptstrang:

Teilstrecke 3 = 830 Pa  

Mit dem ermittelten Differenzdruck von 2429 Pa für die Anlage
liegt der 2. Parameter für den benötigten Lüfter vor.

Teilstrecke 2 = 62 Pa
Teilstrecke 4 = 1317 Pa
Teilstrecke 5 = 220 Pa

DpgeA =

2429 Pa    

 

Der erforderliche Ventilator muss bei einem Volumenstrom von 7000 m3/h eine Druckerhöhung (Dpt) von mindestens DpgeA = 2429 Pa erzeugen können. (Punkt auf der Kennlinie des Ventilators).

Die Bezeichnung Dpt wird für die totale Druckerhöhung (pdy+ pst) des Ventilators zwischen Saug- und Druckstutzen verwendet.
Die Volumenstromangaben der Hersteller sind auf den Saugstutzen bei einer Gasdichte von 1,2 kg/m3 bezogen.

Eine Sicherheit von 10 bis 20% sollte vorhanden sein, da die Volumenströme nicht immer so einreguliert werden können, wie sie berechnet wurden, und auch um Unwägbarkeiten abzudecken.

Ist für den Betriebspunkt bei den verschiedenen Ventilatorkennlinien eine Auswahlmöglichkeit gegeben zwischen einer kleinen Baugröße mit hoher Drehzahl und einer größeren mit niedriger Drehzahl, ist meist die kleinere zu bevorzugen, da sie billiger ist und weniger Platz beansprucht.
Allerdings läuft sie nicht so leise und verursacht höhere Betriebskosten, da ihr größerer Anteil an dynamischem Druck meist nicht genutzt wird.
Bei der größeren Bauform ist außerdem eine Drehzahlreserve vorhanden, die eine später eventuell erforderliche Leistungserhöhung zulässt.

Ventilatoren-Kennlinie

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Die Ventilatorkennlinie sollte möglichst steil verlaufen, damit bei einer Abweichung vom berechneten Druck, z.B. durch Filterverschmutzung, nur eine geringe Änderung des geplanten Volumenstroms auftritt.

Bei den im allgemeinen eingesetzten Radialventilatoren mit vorwärts gekrümmten Schaufeln vermindert sich der Leistungsbedarf, wenn durch höhere Druckdifferenzen der Volumenstrom reduziert wird. Daher sollten größere Ventilatoren die Problemen durch Schweranlauf bereiten mit einer Drosselkappe zum Rohrsystem versehen werden, die beim Anlaufen des Ventilators geschlossen wird.
Umgekehrt erhöht sich der Volumenstrom und Leistungsbedarf, wenn z.B. die Rohrleitung geringere Widerstände aufweist als berechnet. Eine Überlastung des Motors ist dabei nicht auszuschließen, wenn er zu wenig Reserve hat.

Bei Axial-Ventilatoren darf der Volumenstrom nicht stark gedrosselt werden, da bei hohem Gegendruck eine Strömungsablösung am Laufrad (Wirbelbildung) auftritt, die unter hoher Geräuschbildung zu einer übermäßigen, mechanischen Beanspruchung führt, außerdem fällt der Wirkungsgrad stark ab.

 

Raumkrümmer erzeugen einen Drall des Luftstroms, der die Ventilatorenleistung sehr negativ beeinflussen kann. Sie sollten saugseitig mindestens 6 Durchmesser vom Ventilator entfernt sein, oder zwischen den beiden Bogen muss sich ein Rohr von der Länge 6 * Æ befinden.

Auch ein 90° -Bogen sollte möglichst nicht direkt am Ventilatorsaugstutzen angebracht werden sondern zuerst das Konusstück auf den meist größeren Rohrleitungsdurchmesser.

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2.5  Leistungsbedarf des Ventilators

Der Leistungsbedarf des Lüfters an der Antriebswelle (PW) beträgt:

Als Sicherheit (s) wurden 15% gewählt.
Für den Wirkungsgrad (
h) des Lüfters sind 80% angesetzt.
Bei kleineren Ventilatoren ist von wesentlich schlechteren Wirkungsgraden auszugehen. (Kleinstventilatoren 30%, optimal konstruierte Großventilatoren bis zu 90%)

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Der Motor des Ventilators sollte eine höhere Leistung aufweisen, damit er Reserven hat.
Ist der Lüfter nicht direkt angetrieben, sind außerdem noch Verluste für Keilriemenantrieb bei der Motorleistung zu berücksichtigen.

Wenn sich später im Betrieb zeigt, dass die Absaugung nicht die gewünschte Schutzgüte erreicht, weil gemachte Annahmen nicht zutreffen, kann bei einem Ventilator mit Riemenantrieb oftmals eine kleinere Riemenscheibe angebracht werden, so dass er schneller dreht und dadurch einen höheren Differenzdruck und eine größere Luftmenge bringt.
Besser wären frequenzgesteuerte Motoren, die in der Drehzahl der benötigten Leistung angepasst werden können.

Wenn nur in einem einzelnen Strang die erforderliche Luftmenge nicht erreicht wird, ist es aus Energiegründen teilweise zweckmäßig hier einen zusätzlichen Ventilator einzubauen anstatt die Leistung des Hauptventilators zu erhöhen und alle anderen Stränge stärker zu drosseln.

 

Proportionalitätsgesetze beim Ventilator:

Die Formel gibt, an dass eine Ventilatordrehzahlerhöhung um 10%
außer einer Volumenstromsteigerung von ebenfalls 10% eine Druckerhöhung um 21% erbringt
und der Leistungsbedarf um 33% ansteigt.

Bei einer nachträglichen Volumenstromvergrößerung über die Drehzahl wird bezüglich des Druckverlustanteils der Rohrleitung diese Druckerhöhung auch benötigt, da ihr Widerstand auch mit dem Quadrat der Luftgeschwindigkeit (w) ansteigt.

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    (n = Ventilatordrehzahl)




2.7  Überschlagsrechnung nach Durchschnittsverlustwerten Tabelle 7.0

Vergleich:
Werte aus Beispiel 2.0:                Werte für überschlägige Bestimmung nach Tabelle 7.0 ermittelt:
(Teilstrecke 1 = 471 Pa*) 20m Rohrleitung Æ 300 bei w=20 m/s 20m * 50,2 Pa/m = 1004 Pa
Teilstrecke 2 = 62 Pa 5m Rohrleitung Æ 350 bei w= 20,5 m/s 5m * ~ 50 Pa/m =   250 Pa
Teilstrecke 3 = 830 Pa (10m Rohrleitung Æ 175 bei w = 23,5 m/s 10m * ~ 88 Pa/m = 880 Pa*)
Filter TS 4 = 1200 Pa Filter TS 4 = 1200 Pa
Teilstrecke 4 = 117 Pa 6m Rohrleitung Æ 400 bei w= 15,5 m/s 6m * ~ 28 Pa/m =   168 Pa
Schalld. TS 5= 18 Pa Schalld. TS 5 = 18 Pa
Teilstrecke 5 = 202 Pa 4m Rohrleitung Æ 450 bei w= 12,3 m/s 4m * ~ 17 Pa/m = 68 Pa

DpgeA =

2429 Pa

DpgeA =

2708 Pa
(DpgeA) = Druckdifferenz der gesamten Anlage = Hauptstrang.         (*) = Nebenstrecken

 

Bei der Überschlagsrechnung ist für die Teilstrecke 1 wegen der relativ langen, geraden Rohrleitung ein wesentlich höherer Druckverlust ermittelt worden, als in Wirklichkeit vorhanden ist.
Dadurch wurde auch der Weg mit dem größten Druckverlust (Hauptstrang) verändert.
Dass für die Teilstrecke 2, die nur aus einem geraden Rohr besteht, überschlägig nach Tabelle 7.0 zuviel Verlust auftritt ist klar.
In der Teilstrecke 5 wurde ein zu geringer Druckverlust ermittelt, da in ihr 2 Einzelwiderstände mit hohen Verlusten vorhanden sind.